Im Prinzip entsteht eine Fettleber, wenn mehr Fette (hauptsächlich Triglyceride) in die Leberzellen eingelagert werden, als abgebaut werden können. Zudem kann eine Fettleber auch dadurch entstehen, dass mehr Gifte abgebaut werden müssen, als die Leber schaffen kann.
Normalerweise liegt der Fettgehalt der Leberzellen unter 5 Prozent. Je nach Prozentsatz wird die Fettleber in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Um diese bestimmen zu können, muss eine feingewebliche (histopathologische) Untersuchung durchgeführt werden.
Leichtgradige Fettleber: Weniger als ein Drittel der Leberzellen ist übermäßig verfettet.
Mäßige Fettleber: Mehr als ein Drittel, aber weniger als zwei Drittel der Leberzellen sind übermäßig verfettet.
Schwere Fettleber: Mehr als zwei Drittel der Leberzellen sind übermäßig verfettet.
Die Fettleber wird, je nach ihrer Ursache, in die alkoholische (AFL) und nicht-alkoholische Fettleber eingeteilt (NAFL). Bereits eine Menge von 24 bis 30 g reinen Alkohols pro Tag gilt bei Männern als leberschädigend - das entspricht 300 ml Wein oder 0,75 l Bier.
Die nicht-alkoholische Fettleber gilt als „Wohlstandserkrankung“, da sie auf eine fett- und zuckerreiche Ernährung zurückzuführen ist. Etwa jede:r Zweite, der/die an einer Fettleber erkrankt ist, weist erhöhte Blutfettwerte auf oder leidet unter Diabetes mellitus Typ 2. Zudem ist die Mehrheit aller Patient:innen übergewichtig. Außerdem geht die Fettleber oft als Begleiterscheinung zum metabolischen Syndrom einher. Auch die als „Apfelform“ bekannte Körperform, bei der sich Fett hauptsächlich um den Bauch anlagert, scheint eine Fettleber zu begünstigen. Besonders Männer mit einem hohen Anteil an Viszeralfett sind gefährdet.
Die Ursache für eine Fettleber liegt in einem Missverhältnis zwischen Kalorienzufuhr und Kalorienverbrauch. Als Folge davon lagert sich zu viel Neutralfett in den Leberzellen ein. Dieses Fett wird von der Leber selbst aus Fettsäuren gebildet. Diese werden aus der Nahrung über das Blut zur Leber transportiert. Ein Teil der Fettsäuren wird sofort verbrannt und dem Körper als Energie zur Verfügung gestellt. Wenn mehr eingelagert als verbrannt wird, entsteht eine Fettleber.
Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und dem Entstehen einer Fettleber. Dadurch dass Alkohol sehr energiereich ist und in der Leber abgebaut wird, entstehen unter anderem Fettsäuren, die anschließend in der Leber gespeichert werden. Konsumiert ein Mensch stetig Alkohol, kann daraus eine Leberverfettung resultieren. Auch entscheidend ist, ob neben dem Alkoholkonsum noch Stoffwechselerkrankungen bestehen. Mögliche Stoffwechselerkrankungen, die eine Fettleber begünstigen, sind zum Beispiel Diabetes mellitus oder Fettleibigkeit (Adipositas). Die Abbauprodukte des Alkohols können sich toxisch auf die Leber auswirken und zu Umbauprozessen innerhalb der Leber führen, wodurch im schlimmsten Fall eine Leberzirrhose entsteht.
Dennoch entwickelt nicht jeder Mensch, der sich ab und zu ein Gläschen Wein genehmigt, automatisch eine Fettleber. Faktoren wie die individuelle Empfindlichkeit, das Geschlecht, aber auch die individuelle Ausstattung mit Enzymen, die den Alkohol abbauen, beeinflussen dies. Alkohol spielt in manchen Fällen eine Rolle, doch die nicht-alkoholische Fettleber kommt insgesamt deutlich häufiger vor.
Durch das Aufnehmen unserer Nahrung gelangen auch Fette über die Pfortader in die Leber. Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass allmählich die Leberzellen mit Glucose (Traubenzucker) gefüllt werden. Durch den Stoffwechselprozess der Lipogenese wird die überschüssige Glucose in Fett umgewandelt. Zu viel Glucose führt über einen längeren Zeitraum zu einer Fettleber. Durch die Überschwemmung mit Glucose, welche nicht in die schon gefüllten Zellen gelangen kann, entsteht zunächst eine Insulinresistenz. Nun beginnt der Zyklus: eine Insulinämie verursacht eine Fettleber. Wiederum die Fettleber verursacht eine Insulinresistenz. Die Insulinresistenz erhöht die Hyperinsulinämie (pathologisch erhöhter Insulinspiegel) und diese wiederum verursacht die Insulinresistenz und löst den Teufelskreis aus.
Eine Abnahme von Körpergewicht durch Ernährungsveränderung erzielt eine deutliche Verbesserung sämtlicher Stoffwechselparameter. Konventionelle Methoden der Gewichtsreduktion vermindern den subkutanen Fettanteil, viszerales Fett und das Fett der Leber. Wohingegen eine Fettabsaugung diese Parameter nicht unbedingt verbessert.
Fructose (Fruchtzucker) befindet sich hauptsächlich in Früchten. Mittlerweile wird sie auch in industriell hergestellten Lebensmitteln häufig als Zusatzstoff verwendet. Dort wird sie hochkonzentriert als Süßungsmittel für Fertiggerichte, Süßigkeiten oder Softdrinks genutzt. Allgemein gilt eine fructosereiche Ernährung als leberschädlich. Die großen Mengen an Fructose hemmen die Leber dabei, Fette richtig zu verstoffwechseln. Da dieser Vorgang nicht richtig funktioniert, wird die Fructose einfach in Fett umgewandelt und in der Leber eingelagert. Ernährungswissenschaftler:innen und Hepatolog:innen behaupten: „Ein Apfel ist gesund, zwei machen die Leber fett.“ Für die ordnungsgemäße Verdauung von großen Mengen an Fructose sind Leber, Magen und Darm nicht ausgelegt.
In seltenen Fällen kann eine Fettleber auch durch andere Ursachen entstehen. Medikamente wie zum Beispiel Tamoxifen, synthetische Östrogene und Steroide oder operative Eingriffe an Dünndarm, Bauchspeicheldrüse oder der Leber selbst können die Leber schädigen. Auch durch längere Hungerperioden, langfristige Zuckerinfusionen oder ausgeprägten Gewichtsverlust kann eine Fettleber begünstigt werden. In seltenen Fällen kann eine Schwangerschafts-Fettleber eintreten. Meist geschieht das nach der 30. Schwangerschaftswoche und kann dann sehr bedrohlich werden.
Um eine Fettleber zu therapieren, gibt es nicht die eine richtige Ernährungsform. Als Basis der täglichen Ernährung sollte Gemüse dienen. Zudem sind sättigende Eiweiße wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Eier, Fisch oder Geflügel und hochwertige Öle förderlich. Hingegen sollten zuckerreiche Obstsorten gemieden werden. Kohlenhydrate sollten möglichst in ihrer komplexen Form zu sich genommen werden. Das bedeutet ballaststoffreiche Produkte wie Vollkornbrot, Vollkornreis, Vollkornnudeln. Um der Leber eine Pause zu gönnen, ist es hilfreich, Mahlzeiten auf drei pro Tag zu begrenzen oder Intervallfasten einzuführen. Diätformen wie Low Carb High Fat oder Paleo sind vielversprechend für eine Entlastung und Regeneration der Leber.
Im Prinzip ist die Ernährung bei einer Fettleber einfacher als die meisten Menschen denken. Es kommt im Wesentlichen darauf an, sich zuckerarm und (bei Übergewicht) kalorienreduziert zu ernähren. Bei einer durch Alkohol verursachten Fettleber sollte dementsprechend auf Alkohol verzichtet werden. Übergewichtigen Personen wird prinzipiell zu einer allgemeinen Gewichtsreduktion und ausreichend Bewegung geraten.
Die Leber zählt zu den anpassungsfähigsten Organen, deshalb sollte eine Fettleber durch eine Ernährungstherapie und eine Lebensstilveränderung rückgängig gemacht werden. Trotzdem kann es zu Spätfolgen durch die Fettleber kommen. Für den Prozess der Umwandlung von Zucker in Fett benötigt der Körper Lipoproteine. Diese Lipoproteine haben den Nachteil, dass sie eine niedrige Dichte haben, ähnlich wie das LDL. Es steht im Verdacht, sich an Entzündungen anzulagern. Daraus entstehen wiederum Verengungen, die zu Arteriosklerose führen können. Der überschüssige Zucker, der nicht in die Zellen eingelagert werden kann, belastet hauptsächlich die Kapillaren in unserem Blutsystem. Ablagerungen in unseren kleinsten Gefäßen können Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern.
Bleibt eine Fettleber lange unbehandelt oder unerkannt, können Entzündungen (Hepatitis) entstehen. Zwischen den Leberzellen kann auch vermehrt Bindegewebe entstehen, welches vernarben kann (Leberzirrhose). Ist dieser Fall eingetreten, können keine positiven Ergebnisse durch eine Fettleber-Therapie erzielt werden. Sowohl die entzündete als auch die zirrhotische Fettleber neigen zur Entwicklung von Leberzellkrebs.
Sie leiden an Diabetes mellitus oder Übergewicht? Eine Blutuntersuchung der Leberwerte kann erste Hinweise auf eine Verfettung in einem frühen Stadium nachweisen. Die Diagnostik stützt sich weiterhin auf bildgebende Verfahren wie zum Beispiel die Ultraschalluntersuchung.
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